Heute am 25. April ist Girls and Boys Day, ein Tag, der nicht nur die geschlechtsspezifische Berufswahl in den Fokus rückt, sondern auch die Frage aufwirft, wie geschlechtsspezifische Barrieren, Glaubenssätze und Gewohnheiten überwunden werden können. Auch im Sport, egal ob als Profi oder Amateur.

In der Welt des Reitsports, wie in vielen anderen Bereichen des Lebens, spielen Partnerschaften eine entscheidende Rolle. Doch was passiert, wenn der Lebenspartner oder die Familie nicht das volle Verständnis und die Unterstützung für die Leidenschaft des anderen aufbringen können? Und warum ist es für Reiterinnen und Reiter so wichtig, nicht nur auf dem Rücken ihres Pferdes, sondern auch in ihrer Beziehung festen Halt zu finden?

Als Mentalcoach werde ich oft mit den inneren Herausforderungen und mentalen Blockaden konfrontiert, denen Sportlerinnen und Sportler gegenüberstehen. Doch was, wenn diese Hindernisse nicht nur im Kopf, sondern auch im Umfeld existieren? Und das wiederum zu Stress und Erwartungsdruck führt?

In vielen Fällen stoßen besonders Frauen auf Vorurteile und fehlendes Verständnis im Umfeld, wenn es um ihre Leidenschaft für den Reitsport geht.

Der Kommentar eines Ehemannes, der sagte: „Wenn es dich so stresst, auf Turnier zu sein, dann lass es halt!“ oder die entmutigenden Worte nach einem Sturz, dass Reiten „zu gefährlich“ sei und „Besserung sowieso nicht zu erwarten sei“, sind nur zwei Beispiele dafür, wie das Umfeld die Leidenschaft für den Sport beeinflussen kann. Ich höre des Öfteren solche oder ähnliche Beispiele, und die Frage „wie damit umgehen“ ist dann auch Thema im Coaching.

Doch warum ist das überhaupt relevant, fragst du dich vielleicht?

Mentalcoaching: Mehr als nur Performancesteigerung

Mentalcoaching für Reiterinnen und Reiter ist weit mehr als nur ein Werkzeug zur Verbesserung der Leistung auf dem Turnierplatz. Es geht darum, den ganzen Menschen zu stärken und ihm zu helfen, mit den speziellen Herausforderungen des Reit-Sports und des Lebens umzugehen. Es geht um Selbstvertrauen, Resilienz und die Fähigkeit, sich auch in schwierigen Situationen aufrecht zu halten.

Die Bedeutung der Partnerschaft im Reitsport

Eine unterstützende Partnerschaft kann einen enormen Unterschied machen, wenn es darum geht, Spitzenleistung zu erreichen und persönliche Krisen zu überwinden. Doch wie kann man sicherstellen, dass der Lebenspartner, die Lebenspartnerin oder die Familie das Verständnis und die Unterstützung bieten, die benötigt werden?

1. Einbeziehung des Partners und der Familie:

Es ist wichtig, den Partner/ die Partnerin und die Familie bestmöglich in den Reitsport einzubeziehen. Dies kann durch gemeinsame Aktivitäten wie das Fotografieren oder Filmen auf Turnieren geschehen, oder sogar durch das Teilen der Leidenschaft für Pferde und den Aufbau eines gemeinsamen Projekts, wie es Lisa und Thomas Müller mit Gut Wettlkam vorgemacht haben. Ein inspirierendes Beispiel hierfür ist die Aussage einer Reiterin: „Mein Mann macht Fotos und Videos auf Turnier, das macht er toll, und wir schauen das dann gemeinsam an!“

2. Respektieren der Interessen des Partners:

Jeder hat unterschiedliche Interessen und Vorlieben. Es ist wichtig, den Partner das tun zu lassen, was ihm oder ihr Freude bereitet, ohne unnötige Kommentare oder Kritik. Selbst wenn der Partner vielleicht nicht selbst reitet, kann er dennoch einen Beitrag zum Reitsport leisten, Anteilnahme und Interesse zeigen. Der beste Weg ist häufig, selbst den ersten Schritt zu machen und am anderen und seinem Hobby Interesse zu zeigen.

3. Positiver Fokus und Teilen von glücklichen Momenten:

Statt sich primär über Probleme, Ängste und Ärgernisse zu unterhalten, ist es hilfreich, viele positive Momente und Erfahrungen im Reitsport zu teilen. Ein positiver Fokus im Alltag kann auch dabei helfen, die eigene Wahrnehmung zu verbessern und Krisen besser zu bewältigen. Gleichzeitig braucht es empathische Anteilnahme an Krisen, Zweifeln und Enttäuschungen, ohne diese gleich „wegzureden“ oder klein zu machen, nach dem Motto „ist nicht so schlimm, das wird schon!“.

4. Respektieren von Grenzen und Grenzen setzen durch Kommunikation:

Es ist wichtig, die Grenzen des Partners zu respektieren und gleichzeitig die eigenen Grenzen klar zu kommunizieren. Wenn Kommentare oder Verhalten als übergriffig empfunden werden, ist es wichtig, diese Grenzen zu setzen und für die eigene Leidenschaft einzustehen. Ein Beispiel hierfür ist die klare Kommunikation einer Reiterin: „Ich verstehe, dass du selbst eher Leidenschaft für einen anderen Sport hast, und gleichzeitig erlaube ich mir, das Reiten als meinen Freiraum und meine Leidenschaft zu leben. Außerdem investiere ich Zeit und Geld in meinen Sport, weil es mir wichtig ist.“

5. Unterstützung dort suchen, wo sie möglich ist und das entsprechende Know-how vorhanden ist:

Mein Eindruck ist, dass Partnerschaften oft überfrachtet werden mit Erwartungen. Oft macht es Sinn, sich selbst und die Partnerschaft zu entlasten. Beispielsweise durch ein unterstützendes Mentalcoaching. Egal ob, als Einzelcoaching oder in der Gruppe, mit gemeinsamen Interessen und Themen.

Fazit

Partnerschaften spielen im Reitsport eine entscheidende Rolle. Eine unterstützende und verständnisvolle Partnerschaft kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Es ist wichtig, den Partner und die Familie bestmöglich einzubeziehen, respektvoll miteinander umzugehen und gemeinsam an einer positiven und unterstützenden Umgebung für den Sport zu arbeiten. Gleichzeitig gilt es, die Grenzen der Partnerschaft zu respektieren und für sich geeignete Unterstützung zu suchen, ggf. auch außerhalb der Partnerschaft.

Wie siehst du das? Schreibe mir gerne deine Erfahrungen!