Im Reitsport geht es längst nicht nur um das Training im Sattel. Dein Umfeld – die Menschen, mit denen du Zeit verbringst, die Kommentare, die du hörst, und die Stimmung, die dich umgibt – hat enormen Einfluss auf deine mentale Stärke und deine Leistung. Doch was passiert, wenn dieses Umfeld dich unbewusst, manchmal auch ungewollt, sabotiert? Wie kannst du das unsichtbare Gift erkennen und dich davor schützen? In diesem Artikel erfährst du, wie du dein Umfeld besser managen kannst, warum Selbstmanagement erlernt werden muss und wie du deine mentale Stärke gezielt aufbaust.

Selbstcheck: Sabotiert dich dein Umfeld?

Kennst du das?

  • Nach einem Ritt, der nicht optimal gelaufen ist, weißt du selbst, dass es nicht dein bester war – und dann hörst du:
    „Das sah aber schon mal besser aus!“ oder auch sehr direkt „das sah wirklich scheiße aus!“
    Resultat: Der Kommentar trifft dich mitten in deine Unsicherheit und verstärkt deine Selbstzweifel.
  • Beim Abgehen des Parcours hast du einen klaren Plan: Du willst eine etwas mutigere Linie mit 5 Galoppsprüngen wählen. Doch dann sagt jemand:
    „Mit deinem Pferd musst du 6 Galoppsprünge machen, sonst passt es für dein Pferd nicht, das musst du doch sehen!“
    Resultat: Du wirst verunsichert, zweifelst an deiner Entscheidung und startest mit einem wackeligen Plan.
  • Nach dem Turnier setzt du dich mit KollegInnen zusammen, und beim Kaffee kommt, mit Blick auf den Turnierplatz:
    „Schau mal, wenn du so an den Sprung hingeritten wärst, dann wärst du vorne dabei! Jetzt kannst du dich hinten anstellen!“
    Resultat: Statt den Ritt abzuhaken, kreisen deine Gedanken nur noch um vermeintliche Fehler.

Solche Situationen sind dir sicher nicht fremd. Sie sind Beispiele dafür, wie unterschwellige Kommentare – oft ohne böse Absicht – wie unsichtbares Gift wirken und deine mentale Stärke untergraben.

Das unsichtbare Gift: Wie dein Umfeld dich beeinflusst

Jeder Kommentar, jede Bemerkung, und selbst gut gemeinte Ratschläge tragen eine unterschwellige Botschaft in sich. Aus hypnotherapeutischer Sicht nennt man das „Implikationen“, weil jede Botschaft eine implizite Botschaft hat. All die genannten Sätze beinhalten noch etwas weiteres: Der Sender sagt „ich weiß woran es liegt, ich bin der Experte, und DU hast keine Ahnung!“ Er stellt sich über den Empfänger und macht diesen klein, was Selbstzweifel und Vorwürfe nochmals verstärkt.

Dabei ist wichtig zu beachten, dass der Sender sich damit oft selbst ein gutes Gefühl verschafft, seinen gefühlten Selbstwert erhöht. Mit jedem Kommentar will der Sender etwas erreichen, egal ob bewusst oder unbewusst.

Du kannst viele Kommentare auch als Suggestionen betrachten– Botschaften, die unbewusst in deinem Kopf wirken und dort oft mehr Schaden anrichten, als dir bewusst ist. Beispiele:

  • „Das wird schon wieder, du musst dich nur mehr anstrengen!“
    Suggestion: „Du strengst dich nicht genug an. Vielleicht bist du faul.“
  • „Wenn du nicht XY machst, ist es kein Wunder, dass Z passiert.“
    Suggestion: „Du machst alles falsch. Es ist deine Schuld, dass es nicht klappt.“
  • „Schalte einfach den Kopf aus, dann macht dein Pferd das schon.“
    Suggestion: „Du bist zu verkopft und traust dir selbst nicht genug. Anstatt dass du dein Pferd machen lässt, das Pferd ist hier der Profi, nicht du.“

Diese Botschaften wirken wie unsichtbares Gift. Sie untergraben dein Vertrauen in dich selbst, lösen Zweifel aus und verstärken oft bestehende Unsicherheiten.

Die unsichtbare Macht von Kommentaren

Im Reitsport, wo wir oft im engen Austausch mit Trainer, StallkollegInnen oder Familie stehen, sind solche Suggestionen allgegenwärtig. Sie treffen uns besonders dann, wenn wir ohnehin unsicher oder verletzlich sind – zum Beispiel nach einem schlechten Training oder in der Prüfungsphase eines Turniers.

Wichtig ist zu verstehen: solche Botschaften können nur wirken, wenn das Selbstvertrauen schon angeknackst ist oder du keine wirksame Mentalstrategie im Umgang mit solchen Kommentaren hast!

Typische Situationen:

  • Nach einem missglückten Ritt:
    „Das sah aber schon mal besser aus!“
    Resultat: Anstatt dich auf das nächste Ziel zu konzentrieren, grübelst du über den Kommentar und fühlst dich noch schlechter.
  • Beim Abgehen des Parcours:
    Du hast einen Plan, der auf deinen Stärken und deinem Pferd basiert – 5 Galoppsprünge. Dann sagt jemand:
    „Mit deinem Pferd musst du 6 Galoppsprünge machen, sonst passt es für dein Pferd nicht!“
    Resultat: Dein Vertrauen in deine Linie schwindet, und du startest mit Zweifeln statt Selbstbewusstsein.

Bist du sicher, dass dein Umfeld dir guttut?

Aber jetzt mal ehrlich: Du betreibst einen solchen Aufwand mit dir, deinem Pferd und deinem Sport. Und da lässt du dir den Kopf vermüllen?
Weil du nicht NEIN sagen und für dich sorgen willst?

Dein Umfeld ist entscheidend – positiv wie negativ. Oft sabotieren uns die Menschen, die uns eigentlich unterstützen wollen, unbewusst am stärksten:

  • Trainer, die durch Kritik ihre eigene Kompetenz untermauern wollen.
  • StallkollegInnen, die im Smalltalk subtile Botschaften verstecken.
  • Familienmitglieder, die dich mit gut gemeinten, aber stressigen Fragen belasten:
    „Hast du alles dabei? Hast du die Aufgabe auch wirklich auswendig drauf? Nicht, dass du dich wieder verreitest wie beim letzten Mal!“

Und all diese Kommentare stören deinen positiven Fokus, deine Konzentration. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die einen aus dem Fokus bringen. Wenn dein Pferdepfleger sich nicht an deinen Zeitplan hält und deine Routine stört. Wenn du die Augen schließt und die Prüfung vorbereitest, und dann Kommentare kommen, die dich rausbringen…

So schützt du dich vor unsichtbarem Gift – Erste Hilfe Tipps

Der Schlüssel liegt im Selbstmanagement – eine Fähigkeit, die du lernen und trainieren kannst. Doch Selbstmanagement bedeutet nicht nur, mit deinen eigenen Gedanken klarzukommen, sondern auch aktiv dein Umfeld zu gestalten.

Hier sind konkrete Tipps, um dein Umfeld zu managen und deine mentale Stärke zu bewahren:

1. Lerne, Kommentare zu hinterfragen

Nicht alles, was gesagt wird, ist wahr. Hinterfrage die Intention und Wirkung von Aussagen:

  • Was will der Sender mit dieser Aussage erreichen?
  • Was sagt er damit über sich, nicht über dich?
  • Hilft es dir wirklich, oder verunsichert es dich nur?

2. Setze klare Grenzen

  • Ziehe dich bewusst zurück, wenn du merkst, dass Gespräche dir schaden.
  • Wenn nötig, suche dir auf Turnieren einen Platz abseits der Gruppe.
  • Lehne Einladungen zu gemeinsamen Essens oder Kaffee-Pausen ab, wenn du weißt, dass dort viel kommentiert wird.

3. Sprich Störfaktoren aktiv an

Selbstmanagement bedeutet auch, deinem Umfeld klar zu machen, was du brauchst – und was nicht:

  • Erkläre deiner Familie oder deinen StallkollegInnen, dass du dich auf dich konzentrieren musst.
  • Sprich klar aus, wenn Kommentare wie „Das wird schon!“ oder „Warum hast du das so gemacht?“ dich verunsichern, und sage, warum sie nicht hilfreich sind.
  • Sei freundlich, aber bestimmt: „Ich brauche jetzt Ruhe, um meinen Plan für den Parcours durchzugehen. Bitte sprecht mich vor der Prüfung nicht an.“

4. Schaffe dir einen mentalen Schutzraum

  • Nutze Techniken wie die von mir entwickelte „Drehbuchtechnik“, um dich ausschließlich auf deinen Plan zu konzentrieren.
  • Fokussiere dich auf dich, dein Pferd und die Prüfung. Sonst nichts. Halte Abstand und Ignoriere ggf. Meinungen anderer. (Mehr zur Technik hier)

5. Fokussiere dich auf das Wesentliche

Lasse dich nicht durch Kleinigkeiten ablenken. Schon beim Putzen und Aufsatteln kannst du dich mental abschotten: Höre Musik, setze Kopfhörer oder wiederhole in Gedanken positive Affirmationen. Bleibe beim positiven Fokus.

6. Umgebe dich mit positiv wirkenden Menschen

„Du bist die Summe der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“ Wähle diese Menschen weise!

7. Hole dir Unterstützung durch Coaching – und nutze professionelle Mentaltechniken, die die effektiv entlasten

Selbstmanagement und mentale Stärke sind keine Selbstläufer. Professionelles Coaching hilft dir, negative Glaubenssätze zu erkennen und zu ändern, dich besser abzugrenzen und deinen Fokus nachhaltig zu stärken. Nutze professionelle Mentaltechniken, die die effektiv entlasten und die wirksam verankert und dann „automatisch“ intuitiv verfügbar sind.

Fazit: Dein Umfeld kann Gift oder Medizin sein

„Wie dein Umfeld dich sabotiert: Das unsichtbare Gift im Reitsport“ ist real – und es wirkt oft subtiler, als du denkst. Doch du hast die Möglichkeit, dich zu schützen und über dich hinauszuwachsen. Der erste Schritt ist, dein Umfeld bewusst zu hinterfragen, Störfaktoren aktiv anzusprechen und dich auf deine Ziele zu konzentrieren. Lass dich nicht von Stallklatsch und suggestiven Kommentaren ablenken – du und dein Pferd verdienen es, euer volles Potenzial zu entfalten.

Die Winterzeit: Perfekt für mentale Weiterentwicklung

Jetzt, wo das Training im Winter weniger intensiv ist und für viele die Turniersaison beendet ist, hast du die Chance, dich auf dein Selbstmanagement zu konzentrieren. Arbeite an deiner mentalen Stärke, kläre dein Verhältnis zu deinem Umfeld und lege die Basis für eine erfolgreiche nächste Saison.

Hast du das Gefühl, dass dein Umfeld dich ausbremst? Lass uns gemeinsam daran arbeiten! Mit gezieltem Coaching kannst du dein Selbstmanagement stärken, dein Umfeld positiv gestalten und dein Bestes geben – für dich und dein Pferd.

Anfang Januar 2025 biete ich eine 5-Tage-Challenge für einen mental starken Start ins Reitjahr 2025 an. Diese Challenge ist ein idealer Einstieg ins Mentaltraining und hilft dir, die Grundlage für eine erfolgreiche neue Saison zu legen. Mehr dazu erfährst du bald!

Komme bei Fragen gerne auf mich zu! Hier kannst du deine Fragen stellen!

Herzliche Grüße, 

Dunja 

Mentalcoach für Reiter